Dieser Beitrag gibt praktische Hinweise zur Arbeit mit Ton.

 

  • Was ist Ton? Unterschied zu Lehm? Was ist Schlick?
  • Verhalten beim Trocknen und beim Brennen ?
  • Was ist eine Glasur? Was eine Engobe? Schamotte? Wozu? Wann?
  • Wie modelliere ich mit Ton?  Ideal - Risiko - Flop
  • Wie konserviere ich ein unfertiges Objekt, wie halte ich es feucht? 

Was ist Ton? Unterschied zu Lehm? Was ist Schlick?

Ton ist anorganisches Material, ist nicht wie 'Erde' (gleich Humus). Ton entsteht durch Verwitterung/ Erosion von Fels/ Stein. Fels wird z. B. durch Temperaturunterschiede/ Frost gesprengt, fällt als Geröll zu Tal. Die Steine werden dann durch und im Fliesswasser verkleinert. Kieskörner reiben und schmirgeln sich aneinander. In Tausenden von Jahren entsteht Sand. Aber Ton ist aus noch kleineren Partikeln zusammengesetzt. Es ist abgelagerter Steinstaub. Tonablagerungen entstanden, als sich die eiszeitlichen Gletscher zurückzogen (vor ca. 60 000 bis 20 000 Jahren!), man findet sie in Schwemmebenen und Seen. Es gibt aber auch ältere Ablagerungen, vor allem im Jura, die entstanden ( oft auch im Meer) schon vor über 100 Millionen Jahren, zur Zeit vor der Alpenfaltung, als die Saurier noch durch die Sümpfe zogen.

Lehm ist die Bezeichnung von Geologen/ Geografen für ungereinigten Ton.
Modellierton ist gereinigt. Lehm ist heterogener als Ton und kann auch organische Substanzen enthalten.

Schlick ist gewässerter Ton, bzw. Lehm; er wird zum Giessen und (auch als Engobe) zum Auftragen verwendet. Es ist eine schmierig nasse Ton-Sauce.

Verhalten beim Trocknen und beim Brennen

Verhalten beim Trocknen: Ton zieht sich beim Trocknen um 5 bis 10 Prozent zusammen. Wenn er irgendwo festklebt, dann reisst er, es bilden sich Risse (wie bei einer eingetrockneten Lehmpfütze auf einer Naturstrasse). Ist eine Tonform zu massig (mehr als 2 bis 5 Zentimeter dick), so kann sie sich nicht zusammenziehen und es bricht irgendwo, reisst auf; deshalb sollen alle massigeren Objekte gehöhlt werden. Kleinere Teile trockenen schneller als grössere; dennoch sollte der Trocknungsprozess gleichmässig erfolgen kleinere Teile (z. B. Henkel an einem Krug) können mit Alufolie abgedeckt werden.

Verhalten beim Brennen: Das Objekt muss absolut trocken sein. Auch bei langsamer Erwärmung (auf 900 Grad, gleich Rohbrandtemperatur) reisst erhitzter Wasserdampf jedes Objekt in Stücke! Beim Brennen verändern sich die Moleküle im Ton. Das Objekt wird steinhart und kann nachher nicht mehr durch Wasser aufgelöst werden. Beim Brennen zieht sich das Objekt nochmals 2 bis 10 Prozent zusammen. Damit eine Figur nicht kaputt geht, muss sowohl die Temperaturerhöhung wie auch das Abkühlen sehr langsam erfolgen (zirka 12 Stunden erhitzen/ mindestens 12 Stunden abkühlen lassen). Lufteinschlüsse führen oft zu Explosionen, zerreissen das Objekt! Ultimativ wichtig für den 'Brennmeister': Unbedingt Schmelzpunkt des Tons kennen und den Ofen entsprechend programmieren. Wenn der Ofen zu hoch (über den Schmelzpunkt des Tones) heizt, dann führt dies zu einem schlimmen Ereignis; schön fürs Auge (geschmolzener Ton ist wie Lava: herrlich anzuschauen), aber finanziell happig (man kann den Brennofen nicht bei 1200 Grad putzen!).
Geschmolzener Ton wird steinhart und beschädigt den Ofen gravierend und leider im unerwarteten Ernstfall in zu grosser Menge.
Jeder Ton schmilzt irgendwann und verhält sich dann so wie eine Glasur; wird flüssig wie frischer Bienenhonig.
Die höchsten Schmelzpunkte haben porzellanartige Tone mit Kaolin/ Aluminiumsilikat (Brand bei 1400 Grad); diese schmelzen erst bei 1800 Grad, sind also hitzebeständiger als die meisten Metalle. Porzellan z. B. verbrennt, bzw. schmilzt nicht in der Kehrichtverbrennungsanlage; das Material bleibt wie es ist.

Was ist eine Glasur? Was eine Engobe? Schamotte?  Wozu? Wann?

Glasur: Das Wort sagt es: es ist ein Glasüberzug (mehrheitlich Siliziumoxid/ Quarz-Granitbestandteil). Eine Glasur ist materialmässig ähnlich wie Ton, nämlich ein Steinstaub-Pulver, welches in Wasser aufgelöst auf die roh gebrannte Tonfigur aufgetragen wird (eintauchen, übergiessen oder mit Pinsel anstreichen); nur dass der Schmelzpunkt einer Glasur immer tiefer liegen muss als derjenige des Objektes.
Bei 950 bis 1250 Grad schmilzt das aufgetragene Glasur-Steinpulver, ändert dabei auch die Farbe, wird glasig und bestimmt das Aussehen und die Oberfläche des Objektes.

Engobe: Flüssiger Tonbrei der auf das ungebrannte Objekt aufgetragen wird und gewissermassen eine feuerfeste Farbe ist. Meistens wird die Engobe in einem zweiten (Glasur-)Brand mit einer Transparentglasur zusätzlich fixiert.

Schamotte: Kleine Körnchen aus schon gebranntem Ton, die dem feuchten Ton beigefügt werden.
Vorteil: grössere Objekte lassen sich gefahrlos brennen, weil die Körnchen den Luftaustritt erleichtern und der Ton deshalb weniger gehöhlt werden muss. Der Ton zieht sich auch weniger zusammen; er verhält sich also beim Brennen 'gutmütiger'.
Nachteil: Die Oberflächenstruktur von schamottiertem Ton ist immer rau.
Feine Formen können nicht gut modelliert werden und Objekte können kaum geschmirgelt/ geschliffen werden.

Wie modelliere ich mit Ton?     Ideal - Risiko - Flop

Ton bearbeiten:
Ideal: Wegnehmen - wie ein Steinbildhauer Material wegtragen.
Drücken - Durch Finger- oder Werkzeugdruck Form verändern
Risiko, bzw. Flop - Also nur mit Vorsicht oder/ und Erfahrung anwenden:
Anfügen: einzelne Teile werden zu einem Ganzen zusammengesetzt.
Dehnen, Ziehen, Drehen, Beugen:
zuviel Bewegung ermüdet den Ton.
Grösster Fehler: Luftblasen (Sprengwirkung beim Brennen)
Objekte immer aushöhlen, wenn die Dicke der Objekte 2 bis 4 Zentimeter übersteigt.
Wasser bereithalten, aber nur wenn nötig anwenden, z. B. in sehr trockenen Räumen, wenn man trockene Hände hat oder wenn der Ton schon spröd und rissig ist. Nie auf die Idee kommen, grössere Mengen von feuchtem Ton auf schon getrockneten aufzutragen; er wird reissen und sich ablösen!
Wichtig: Immer ein Stück Plastik auf die Unterlage-Platte legen, damit das Objekt jederzeit problemlos entfernt werden kann, nicht kleben bleibt.

Wie konserviere ich ein unfertiges Objekt? Wie halte ich es feucht?

Ton konservieren; feucht Halten von unfertigen Objekten:
Einen nassen Textillappen neben das Objekt legen und alles gut in einem Plastiksack drin verschliessen. Der Lappen soll entweder tropfnass oder nur feucht sein, je nach Zustand des Tones. Das Objekt soll damit nicht eingewickelt werden (Deformationsgefahr), es genügen 100 Prozent Luftfeuchtigkeit!
Die Objekte können so bis zu 8 Wochen gelagert werden; einzige 'Gefahr':
Schimmelpilzbefall; für Mensch und Objekt harmlos, riecht interessant nach Natur-pur im tiefen Keller.