Im Medienalltag begegnet man immer wieder fiktionalen Gewaltdarstellungen, so zum Beispiel in Spielfilmen, TV-Serien, Musikvideos, Videogames aber auch dokumentierten Gewaltszenen in Zeitungen, der Tagesschau oder im Internet. Diese Szenen fordern unsere Aufmerksamkeit, selbst wenn kein Blut, kein Messer oder sonst ein Attribut der Gewalt zu sehen ist. Was lässt manche Szenen denn so - wortwörtlich - gewaltig ausschauen? Und wieso wirken andere Szenen harmlos? Wieso rezipieren wir überhaupt mediatisierte Gewaltdarstellungen? In diesem Auftrag stellst du selbst eine fiktonale Rauferei von mehreren Personen dar und dramatisierst diese, indem du die formalen Möglichkeiten des figürlichen und bildnerischen Gestaltens auslotest. (3GF)
Vorschlag zur Ausgangslage einer Diskussion ein im bürgerlichen Kunstverständnis von 1900 sicher anregendes und geachtetes Bild von Hugo Kaufmann: "Nach der Rauferei", 1903, Öl auf Holz, 16 x 21,5 cm. Vergleiche hierzu auch Gewaltdarstellungen in aktuellen TV-Serien, Popmusikvideos etc. (Repro: gemeinfrei via wikimedia)
Ziele
- Zum Aspekt der Figur: Kodierung der Körpersprache in Bild und zwischenmenschlicher Kommunikation besser verstehen.
- Zum Aspekt der bildnerischen Mittel: Ermitteln der bildnerischen Mittel wie Komposition, Licht und Textur zur dramatisierung der Bilder.
- Zum Thema Gewalt: Darstellung und Rezeption von Gewaltszenen reflektieren können, so z.B. dokumentierte Gewaltszenen in den Massenmedien (in Krieg, Politik, Gesellschaft, Sport, Softnews) oder fiktionalisierte Gewaltdarstellungen in Filmen wie z.B. Gladiator (Ridley, 2000), 300 (Snyder, 2007) und Games wie z.B. Doom (Id Software, 1993/2012), Rome (Creative Assembly, 2004) oder GTA5 (Rockstar North, 2013) erkennen
Voraussetzungen/ Vorübungen
- Figur: Proportionen der menschlichen Figur kennen und verschiedene Körperhaltungen ohne Vorlage selbst entwickeln können (aus dem Kopf)
- Bildraum: Anordnung von Objekten am Horizont beherrschen (zum Theorieblatt auf Kunstunterricht.ch)
- Bildfläche: Kompositionslehre unter dem besonderen der Aspekt von Monotonie und Dramatik in der Bildfläche (z.B. Isokephalie vs. Verteilung vs. Ballung)
- Licht: Raummodellierung mit extremen Lichtsituationen und Chiaroscuro (z.B. Bilder von De La Tour fotografisch inszenieren und Ausdruck nachzeichnen)
- Schraffur: Verschiedene Technicken der Schraffur und deren Wirkung kennen (z.B. Parell-, Kreuz- oder freie Schraffur zur Raumvertiefung, Emotionalisierung...)
- Formalanalytische Interpretation und Diskussion folgender oder ähnlicher Werke. Der unterschiedliche Realitätsbezug der Bilder kann im Verlauf der Diskussion vom Lehrer eingebracht werden:
Raub der Sabinerinnen, Poussin, 1637/38 (Repro: gemeinfrei über wm) -> Anordnugn am Horrizont |
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Auftrag
Entwickle eine fiktionale Rauferei mit mindestens 5 oder mehr Figuren, wovon höchstens zwei vom Bildrand angeschnitten sein dürfen. Nebst einer hohen Raumtiefe soll das Bild dramatisch, dynamisch und chaotisch wirken. Konzentriere dich auf die Figuren im Grossen (Proportion, Haltung, Körpersprache) und deren Interaktionen (fallend, festhaltend, beschützend). Auf Details wie Schmuck, eine raffinierte Ausstattung oder den eigentlichen Grund der Rauferei soll verzichtet werden. Vielmehr ist eine spannende Komposition und intensive Lichtgebung mit ausdrucksstarker Schraffur gefragt, wodurch der physische Raum in den Hintergrund gerät aber die Szene dramatisieren kann. Die Positionierung der Figuren im Raum soll dennoch glaubwürdig sein, indem du mit Hilfe eines theoretischen Horizonts und der korrekten Platzierung der Figuren arbeitest.
Kriterien
- 2X Figuren:
- Form, Proportion -> wirklichkeitsnahe/ plausibel
- Haltung Interaktion -> ausdrucksstark
- 1X Komposition:
- Anordnung in der Raumebene (Figur am Horizont): wirklichkeitsnahe/ plausibel
- Anordnung in Bildraum und Bildfläche: ausdrucksstark
- 1X Licht und Textur: raummodellierend und ausdrucksstark
- Bonus/ Malus (Kreativität, Einhaltung der Vorgaben...)
Material
- Grossformatiges Zeichenblatt in eigenem Format zwischen A2 und A3
- Monochrom mit grober Waxkreide oder Graphitstiften
Nacharbeit
- Gestalterische Weiterführung: Fotografische Umsetzung eine ausgewählten Arbeit. (Gruppenarbeit: FotografIn, SzenografIn, LichtregieseurIn, SchauspielerInnen)
- Besprechung im Plenum: Wieso konsumieren wir überhaupt fiktionale Gewaltdarstellungen in den Medien? Informiere dich über Erklärungsansätze fiktionaler Gewalt und diskutiere diese in der Klasse. Und was ist mit der Rezeption realer Gewaltszenen in der Tagesschau etc.?