Bestiarien sind im weitesten Sinn mittelalterliche Dichtungen von Tier- und Fabelwesen, die oft in Form von Buchmalerei mit Bild und Text festgehalten und überliefert wurden. Dieser Auftrag beschäftigt sich mit der Bildgestaltung, Typografie, Ornamentik und Materialität romanischer und gotischer Buchmalerei. Hierzu soll ein solches Blatt gestaltet – beziehungsweise gefälscht – werden.
Ziele
- Einführung in die Ästhetik und Geschichte der Buchmalerei des Mittelalters
- Auseinandersetzung mit Bild, Typografie, Layout, Ornament
- Förderung der Kreativität und Lösungskompetenz (z. B. bei der Gestaltung eigener Fabelwesen oder der Entwicklung unkonventioneller Methoden zur Imitation von altem Pergament oder Papier)
Vorübung
- Untersuchung romanischer und gotischer Bildgestaltung, Ornamenten und Typografie (gebrochene Schriften, Initialen) des Mittelalters
Zeitungsbericht
Sensationeller Fund ist keine Fälschung
Seit der gestrigen Pressemitteilung des Bundesamtes für Kultur (BAK) steht fest: Die von der Schulklasse kürzlich gefundenen Schriftstücke sind echt. Es handelt sich hierbei um 800- bis 750-jährige regionale, mittelalterliche Schriftstücke, die bereits in Werken des englischen Franziskanermönchen Roger Bacon erwähnt wurden.Wie bereits vor einer Woche berichtet, wurde bei Grabungen einer Schulklasse für ein Kunstprojekt zufällig unter gestürzten Mauerfragmenten lose und unterschiedlich erhaltene Schriftstücke gefunden. Entgegen den Erwartungen des regionalen Amtsleiters für Kulturgüterschutz und der wissenschaftlichen Fachwelt konnte nun ein internationales Expertengremium durch radiometrische Untersuchungen und verschiedenen kulturhistorischen Methoden die Echtheit der kürzlich gefundenen Schriftstücke mit hoher Sicherheit bestätigen.
Die Mauern stammen wahrscheinlich von einer bis dato nicht bekannten Kapelle oder kleinen Klosteranlage des ausgehenden 15. Jahrhunderts. Der archäologische Dienst hat bereits mit Voruntersuchungen der Klosteranlage begonnen, konnte jedoch mit der breit angelegten Projektplanung noch nicht beginnen. Von den losen Blättern, die lediglich die Spitze eines Eisberges zu sein scheinen, sind allerdings bereits die ersten Resultate bekannt. Die Schriftstücke stammen aus einem Kompendium mittelalterlicher Darstellungen von geheimnisvollen Tier- und Fabelwesen, die mit Text und Bild reich illustriert sind. Diese in der Fachwelt als Bestiarien bezeichnet Darstellungen werden von moralisierenden Texten begleitet, die üblicherweise vorhandene oder erfundene Eigenschaften der Wesen beschreiben. Die Sprache in den entdeckten Schriftstücken entspricht einem regionalen Idiom, welches erst noch entschlüsselt werden muss.
Durch diesen unglaublichen Fund, der noch gestern von der gesamten Fachwelt nicht ernst genommen wurde, lassen sich gemäss dem Sprecher der Untersuchungskommission verschiedene Lücken in Philosophie, Theologie, Kultur-, Kunst-, Sprachwissenschaften schliessen. Das Institut für Mediävistik wird mit diesen archäologischen Trouvaillen für mehrere Jahre beschäftigt sein, fügt der Sprecher an. Was wohl bei weiteren Grabungen vor Ort alles noch auftauchen mag, wagt nun nach den ersten Resultaten niemand mehr zu spekulieren.
Auftrag
Fälsche solch ein loses Blatt einer gotischen Buchmalerei, indem du dein eigenes Tier- oder Fabelwesen erfindest und dieses mit scheinbar echt wirkendem Papier oder Pergament, Bildern, Ornamenten und Textdarstellung dieser Zeit ausarbeitest. Untersuche im Vorfeld bestehende Beispiele und versuche anhand deiner Erkenntnisse ästhetisch glaubhafte und inhaltlich kreative Lösungen zu gestalten. Entwickle eigene Methoden, um den Alterungsprozess des Blattes zu imitieren, die du natürlich als Fälscher geheim halten sollst.
Kriterien
- Ästhetisch gute Fälschung (Gestaltung von Bild, Schrift, Initialen, Ornamentik wirken gotisch)
- Technisch gute Fälschung (überzeugende Imitation von altem Papier oder Pergament, von Alterungs- und Gebrauchsspuren)
- Inhaltlich kreative und spannende Geschichte (in Bild und Text)
- Gesamteindruck
Material
Beim Fälschen ist jedes Material und jede Technik erlaubt! Ein Fälscher behält aber seine selbst entwickelten Gestaltungstricks und Rezepte für sich. Und übrigens: Manche Fälscher sehen sich als Künstler und setzen aus Stolz zu ihrem Werk irgendwo ein kleines und gut verstecktes Zeichen, um die gelungene Arbeit für sich in Anspruch zu nehmen - aber so, dass nur ein kleiner, ausgewählter Kreis die Herkunft der Fälschung erkennen kann.
Nütliche Quellen
- Berner Physiologus (ca. 825-850)
- Aberdeen Besitarium (12. Jh.)
- Rochester Bestiarium (13.Jh.)
- Voynich Manuskript (frühes 15. Jh)