In diesem Auftrag geht es um Bewegung im Standbild. Gearbeitet wird nach Modell mit Bleistift auf Papier. (6SF)
Ziel
Sie erhalten eine Einführung in den Kubismus und Futurismus (Bildbetrachtung). Anschliessend lernen Sie in einer Übung eine Möglichkeit kennen, Bewegung im Standbild zu erfassen und darzustellen.
Hintergrund
Chronophotographie
Die Chronophotographie (ab 1872) ermöglicht eine fotographische Aufzeichnung von Bewegungsphasen mittels Serienbildern (E. Muybridge) oder Mehrfachbelichtungen (J.-E. Marey). Diese innovative Technologie diente vorerst der wissenschaftlichen Erforschung der Bewegung. (Chrono = Zeit; Photo = Licht; Graphie = Schreiben)
Woman Walking Downstairs, Serienbilder, Eadweard Muybridge, 1987 |
Fliegender Pelikan, Mehrfachbelichtung, Etienne-Jules Marey, um 1882 |
Kubismus
Der Kubismus (1907 - ca. 1925) ist eine Kunstbewegung der klassischen Moderne und folgt dem Satz des Postimpressionisten Paul Cézanne: „Alles in der Natur nimmt seine Form von der Kugel, dem Kegel und dem Zylinder." Die Formensprache ist somit eher zersplittert. Diese Zerlegung ermöglicht es, abgebildete Dinge und Personen gleichzeitig aus verschiedenen Blickwinkeln in einem Bild zu betrachten.
Futurismus
Der Futurismus (1909 - ca. 1918) ist eine im Wesentlichen aus Italien beschränkte, literarische, künstlerische und politische Bewegung etwa zur selben Zeit wie der Kubismus. Sie bekämpft Tradition und verherrlicht Technik und Geschwindigkeit. Das für die Futuristen wichtige Thema der Dynamik wird durch die Wiedergabe von mehreren Zeitpunkten in einem Bild erfasst. Dabei wird die Idee der Chronophotographie genutzt. (Bsp. Bewegungsrhythmus eines Hundes an der Leine, Giacomo Balla, 1912)
Vorübung
In der Arbeit "Nu descandant un escalier" (Philadephia Museum of Art), wovon es mehrere Ausführungen gibt, scheint Marcel Duchamps verschiedene Aspekte der Bereiche Chronophotographie, Kubismus und Futurismus zu vereinen. Untersuchen Sie die formalen Aspekte in Duchamps Bilder und weisen Sie diese den jeweiligen Bereichen zu.
Auftrag
Inspiriert durch Duchamps "Nu descandant un escalier" sollen auch Sie Abläufe analysieren und zu Bewegung visualisieren. Gehen Sie dazu wie folgt vor:
1. Von einem festen Bilckwinkel soll eine stehende Figur (mit Raum) grob erfasst werden („Zehnminuten-Skizze"). Die Stilmittel des Kubismus sind erlaubt (z.B. Kugel, Kegel, Zylinder). Spannende Stellen (z.B. Hand auf dem Knie, metallene Gürtelschnalle) sollen aber ausformuliert werden. Achtung: Der Blickwinkel wird nicht wie im Kubismus gewechselt, d.h. die Proportionen und Richtungen sind eindeutig bestimmbar!
Hilfestellung: Als erstes sollen markante Raumpunkte auf das Zeichenblatt übertragen werden. Proportionen und Richtungen mit Hilfe des Bleistiftes übernehmen. Hauptsächlich linear arbeiten (wenig schraffieren)
2. Die Figur ändert ihre Position. Nun soll vom selben Blickwinkel die neue Position in die bestehende Skizze gezeichnet werden. Wiederholen Sie diesen Vorgang nach belieben.
Hilfestellung: Auf die Raummarken des ersten Auftrages achten. Erste Figur vernachlässigen. Überschneidungen zulassen. Differenzierter Stricheinsatz (stark-schwach, breit-fein) zur Hervorhebung einzelner Elemente und Verstärkung der Räumlichkeit und Bewegung.
Kriterien
- Korrekte Proportionen und Richtungen
- Wirkung von Räumlichkeit und Bewegung
- Gesamtwirkung