Diese kompakte Anleitung zur Portraitfotografie zeigt die gestalterischen Möglichkeiten mit den notwendigen technischen Einstellungen bzw. Hilfen auf.

1. Posieren / Inszenieren

  • Die portraitierte Person kann gezielte Posen für die Kamera einnehmen oder unbekümmert einer Tätigkeit nachgehen (z.B. Interview, Spaziergang), was von der Kamera still begleitet wird.
  • Die Inszenierung kann durch Umgebung oder Accessoires gestaltet werden, z.B. um den Charakter der portraitierten Person zu spiegeln oder einen Kontrast zu setzen.
  • Der Fotograf benötigt kommunikatives Geschick und Aufmerksamkeit, um diese Prozesse zu steuern oder bewusst zu begleiten.

2. Komposition (Perspektive und Bildausschnitt)

  • Durch die Wahl des Blickwinkels (Frosch, Normal- oder Vogelperspektive) und der Augenhöhe (z.B. 30 oder 200 cm über dem Boden) kann unter anderem das konstruierte Verhältnis von der portraitierten Person zum Betrachter dargestellt werden.
  • Weiter kann mit der Komposition der Bildfläche gearbeitet werden: portraitierte Person zentriert ins Bild nehmen, mit halb gedrücktem Auslöser im Autofokus scharf stellen, gedrückt halten, erwünschter Bildausschnitt wählen und ganz abdrücken. So lässt sich mit der Regel der Bilddrittelung, Symmetrien, Analogien, Gegensätzen etc. gestalten. Die portraitierte Person darf auch "angeschnitten" werden. Mit der Komposition der Bildfläche lässt sich je nach Ausarbeitung Harmonie, Spannung, Sicherheit, Monumentalität, Verspieltheit, Kreativität, oder auch Obscures vermitteln.

3. Schärfe (Schärfentiefe und Bewegungsunschärfe)

  • Durch eine geringe Schärfentiefe kann z.B. das scharf gezeichnete Gesicht durch einen unscharfen Hintergrund abgegrenzt werden und an Wichtigkeit gewinnen. Eine geringe Schärfentiefe erhält man erstens durch das Arbeiten im Telebereich (grosse Brennweite z.B. 80-105 mm - evtl. mit Stativ) und zweitens durch eine grosse bzw. möglichst offene Blende (tiefe Blendenzahl z.B. 2.8). Aus physikalischen Gründen eignen sich hierfür wegen dem grösseren Abbildungsmassstab und dem damit verbundenen Formatfaktor Spiegelreflexkameras besser als Kompaktkameras.
  • Durch Bewegungsunschärfe können Elemente der Person oder der Umgebung unscharf und somit dynamisch gestaltet werden. Dazu muss der Verschluss länger geöffnet sein, als die erwünschte Bewegungsphase dauert (lange Belichtungszeit z.B. 1/30 Sekunde für eine schnelle Handbewegung).

4. Licht

  • Als erstes kommt die Ausnutzung des vorhandenen (natürlichen) Lichtes in Frage - available light photography (z.B. im Seitenlicht, evtl. Lichtempfindlichkeit durch hohe ISO-Werte erhöhen oder mit Stativ arbeiten).
  • Oder durch Lampen, Reflektoren oder Blitzgeräte die Lichtsituation steuern (z.B. erzwungener Blitz im Gegenlicht) oder ganz ersetzen (z.B. Studiofotografie).
  • Bei Blitzgeräten wenn möglich einen externen, schwenkbaren Blitz benutzen und das Sujet indirekt anblitzen (z.B. über eine helle Wand ) oder mit einem Blitzkabel das Blitzgerät aus der Achse des Objektives nehmen und das Sujet seitlich anblitzen.