Dieser Beitrag listet grob die Geschichte der lateinischen Schrift von der Urgeschichte der Schrift über die handschriftliche Vorgeschichte, die Typographie - also die Herausbildung der Druckschrift - bis heute. Der Beitrag dient zum Überblick und als Ausgangslage für eigene Recherchen.

1. Urgeschichte der (lateinischen) Schrift

Unsere lateinische Schrift wurde aus dem griechischen Alphabet entwickelt, das wiederum aus Bildzeichen zu Bild-Lautzeichen, zu Lautgruppen und dann zu Einzellauten über verschiedene Kulturen des östlichen Mittelmeerraumes entwickelt wurde (Ägypter, Summerer, Phönizier).

  1. Bildzeichen (auch Gegenstandszeichen genannt) sind Ideenzeichen ohne festen Wortlaut wie es in den heutigen Piktogrammen und der chinesischen Schrift zu sehen ist -> ein gezeichneter Kreis = Rad, Reifen, Räderwerk, Pneu
  2. Bild-Lautzeichen = Wortschrift besitzen einen festen, eindeutigen Wortlaut wie sie z.B. ab 4000 v. Chr. in Ägypten entwickelt wurden -> ein gezeichneter Kreis = "Rad"
  3. Lautgruppenzeichen = Silbenschrift (östlicher Mittelmeerraum um 2000 v. Chr.)  ermöglichen die Beschreibung abstrakter oder komplexer Begriffe durch den Fokus auf die Aussprache und einer Vernachlässigung des eigentlichen Wortsinns, funktioniert aber nur innerhalb eines Sprachraumes -> "gerade" = geh-Rad-(e)
  4. Einzellautzeichen = Buchstabenschrift (1600-1200 v. Chr. im altsemitischen Sprachraum) wie sie die Phönizier zur Buchstabenschrift aus lauter Konsonanten entwickelten und druch den Handelskontakt um 1000 v. Chr von den Altgriechen aufgenommen und mit Vokalen ausgebaut wurde -> "gerade" = g e r a d e

2. Handschriftliche Vorgeschichte

ab 6. Jh. v. Chr. (römische Antike)

  • Steinschrift: Capitalis Monumentalis, kurz Kapitalis (grosse Lettern durch die Keilschrift geprägt)
  • Buchschrift: Capitalis Rustica und Quadrata
  • Alltag: ältere römische Kursive (bereits einige Buchstaben mit Ober- und Unterlängen)

ab 3. Jh. (Ende der römischen Antike und frühes Mittelalter)

  • Aus der Kapitalis und Kursive entwickelt sich die Unziale
  • Im Alltag wird weiter die Kursive genutzt  

ab 8. Jh. (karolingische Zeit)

  • Aus der Unziale entwickelt sich die karolingische Minuskel (Kleinbuchstabenschrift, kleinere und spitzere Buchstaben als die Unziale), hieraus werden sich die gotischen Schriften entwickeln

ab 12. Jh. (gotische Zeit)

  • Buchschrift: Rotunda (in Verwendung der Kirche), Textur (wird später 1450 von Gutenberg für den ersten Druck verwendet)
  • Gebrauchs- und Geschäftsschrift: Notula

3. Neuzeit und Moderne - Geschichte der Typographie

Ab dieser Zeit entwickelt sich die Druckschrift, womit die Geschichte der Typographie beginnt.

ab 1500 (frühe Neuzeit - Renaissance, Barock, Klassizismus)

Aus der Textur entwickelt sich Ende 15. Jahrhundert die Schwabacher und dann die Fraktur, die sich immer wieder modischen Änderungen anpasst. So können sich die gebrochenen Schriften im deutschen Sprachraum bis ins 20. Jh. behaupten. Neu entwickelt sich die Antiqua aus Grossbuchstaben aus der Kapitalis und Kleinbuchstaben aus der karolingischen Minuskel mit Serifen und geringen Strichstärkenunterschiede (z.B. Bembo und später die Garamond). Im Klassizismus entwickelt sich die Antiqua Bodoni, die stärkere Strichstärkenunterschiede zeigt (Haar- und Breitstriche).

19. Jh. (späte Neuzeit)

Neu entwickeln sich im Zuge der Industrialisierung, Konkurenz und Mobilität auffallendere Werbeschriften. So ensteht unter anderem die serifenlose und strichstärkengleiche Schriftfamilie der Groteske (z.B. Accidenz-Grotesk) aber auch extravagantere wie die Egyptienne (z.B. Clarendon, später Rockwell) oder noch modischere wie die Jugenstilschriften (z.B. Böcklin, Eckmann).

20. Jh. (Moderne)

Gegen Ende des 2. Weltkrieges sind die gebrochenen Schriften (Fraktur etc.) und deren Derivate wie die gebrochene Grotesk (z.B. Tannenberg) nun auch im deutssprachiven Raum immer weniger bis kaum mehr vertreten (siehe Antiqua-Fraktur-Streit). Durchgesetzt habe sich die Antiqua (z.B. Times, Lucida Bright) und Grotesk (z.B. Helvetica, Gill Sans, Frutiger, Arial). Neu sind Handwritings (z.B. Zapfino, Mistral) und piktografische Fonts im Einsatz.