In diesem Kurzauftrag lernen Sie Merkmale zur Erzeugung eines Bildraumes kennen. (3-5GF)

Einleitung

Der Zauber eines Bildes hat nicht zuletzt damit zu tun, dass sich in der zweidimensionalen Fläche urplötzlich fantastische (1), zur Realität analoge dreidimensionale Räume eröffnen, in die man als Rezipient (2) eintauchen kann. Allerdings ist das Erzeugen bzw. die Produktion eines solchen Bildraumes in formaler Hinsicht keine Hexerei. Meistens liegen klar beschreibbare Techniken oder Regeln dahinter, wie man formal einen dreidimensionalen Raum in einer Bildfläche darstellen kann. Im Laufe unserer Kulturgeschichte haben viele Künstler, Wissenschaftler und andere Denker solche Regeln zusammengetragen und unterschiedlichste Lehren der Perspektive (3) entwickelt.

(1) fan'tas-tisch unwirklich, übernatürlich, nur in der Fantasie bestehend
(2) Re-zi-pi'ent jemand, der ein literarisches, musisch oder allgemein künstlerisches Werk aufnimmt, Hörer, Leser, Zuschauer 
(3) Per-spek'ti-ve Raumsicht, regelgerechte Darstellung räumlicher Gebilde auf einer ebenen Fläche

Voraussetzung/ Vorübung

Als Voraussetzung für diesen Auftrag soll das Prinzip der Dürerscheibe verstanden werden. Betrachten Sie hierzu historische Anleitungen zum Prinzip (siehe z.B. unten!) und versuchen Sie die Benutzung nachzuvollziehen.

 duererscheibe
Prinzip der Dürerscheibe in einer möglichen Anwendung (Public Domain, aus Dürers Unterweysung), 1525, Albercht Dürer

Auftrag 1

Die Gesetze der räumlichen Wahrnehmung sollen von Ihnen erkannt werden. Rekonstruieren Sie dazu mit einem Folienschreiber die (dreidimensionale) Sicht aus dem Fenster auf eine (zweidimensionale) Klarsichtfolie nach dem Prinzip der Dürerscheibe. Fixieren Sie die Aussicht mit einem Auge und halten Sie Ihren Standpunkt fest. Und Achtung: Man "verliert" sich oft im Aussenraum und riskiert dabei auf die Fensterscheibe zu zeichnen, anstatt auf die Folie...

In einem zweiten Schritt legen Sie ein weisses Blatt unter die Folie und kreisen auf der Folie die Stellen ein, wo eine Raumwirkung entsteht. Beachten Sie insbesondere die bildnerischen Mittel (Farbe und Form). Nummerieren Sie diese Stellen und versuchen Sie in einer Liste die Merkmale zu erklären, welche die Raumwirkung ausmachen und visualisieren Sie diese auf dem beigefügten Arbeitsblatt (siehe Download unten!). Die Merkmale sollen schriftlich sowie visuell auf das Wesentliche gekürzt werden.

Vergleichen Sie im Anschluss Ihre Resultate mit dem Theoriebeitrag zu den perspektivischen Merkmalen.

Auftrag 2 

Das Ganze können Sie auch an Gemälden und Zeichnungen durchführen. Pausen Sie dazu Beispiele von Künstlern auf Pergamentpapier oder Klarsichtfolie durch. Geben Sie im zweiten Schritt wiederum die Stellen an, wo Räumlichkeit wahrnehmbar ist und benennen Sie diese.

Gehen Sie im Anschluss folgender Frage nach: Können sich die Resultate von Auftrag 1 zu Auftrag 2 unterscheiden oder sind die Resultate theoretisch gleich? 

Kriterien

Richtigkeit und Prägnanz der beschriebenen und visualisierten Merkmale.

Download

Arbeitsblatt zur Beschreibung und Visualisierung der Merkmale.